headjgr ES15863

27.10.2017

Eine Stellungnahme.

Wieso interessiert der deutsche Hufbeschlagschmiede Verband sich für eine Gesetzesänderung in Österreich? Nun, innerhalb der Europäischen Union ist es durchaus interessant, derartige Änderungen in anderen Mitgliedstaaten zu beobachten und zu bewerten, denn was heute dort passiert, kann morgen auch überall anderswo stattfinden. Die EU ist seit Längerem bestrebt, Gesetze und Berufsqualifikationen in den Ländern anzugleichen, um für gleiche Standards und Wettbewerbsgleichheit zu sorgen. Dabei wird aber nicht zwangsläufig der höchste in einem Mitgliedsland vorhandene Standard zu Grunde gelegt, sondern meistens ein beliebig erscheinender Durchschnitt gewählt.

Auch die deutsche Bundesregierung wird regelmäßig darum gebeten, zu überprüfen, welche staatlich geschützten Gewerke freigegeben werden könnten. So passiert mit diversen ehemals meisterpflichtigen Berufen im Handwerk. Österreich hatte bislang eine der strengsten Regulierungen für Hufbearbeitung und –beschlag. Nun, quasi über Nacht, nicht mehr.
In Deutschland genießt der Hufbeschlag noch einen gewissen Schutz, aber wie sieht der denn in der Realität aus? Das aktuelle Hufbeschlaggesetz stammt aus dem Jahre 2006. Damals wurde bekanntlich der entscheidende Paragraph, welcher eine verpflichtende Ausbildung für sämtliche Hufbearbeiter vorsah, durch ein Bundesverfassungsgerichtsurteil aufgehoben. Bis heute ist die Situation die, daß zwar der Beschlag mit Eisen dem geprüften Hufbeschlagschmied vorbehalten ist, alle anderen Materialien und Methoden aber von Jedermann angewendet werden dürfen. Und zwar ohne jegliche fachliche Voraussetzung.
Wenn nach dem deutschen Gesetzgeber nun auch der österreichische die Pferde im Stich läßt, wird es für Pferdebesitzer umso wichtiger, auf die Qualifikation ihres Hufbearbeiters zu achten, und zu wissen, daß nur dem staatlich anerkannte Hufbeschlagschmied sämtliche Techniken und Materialien zur optimalen Versorgung und Gesunderhaltung des Hufes zur Verfügung stehen.
Für uns Schmiede ist es wichtig, uns durch unsere Ausbildung, unsere Prüfung, Weiterbildung und einen hohen Qualitätsanspruch von anderen Wettbewerbern abzugrenzen, und so auch für eine Zukunft gut aufgestellt zu sein, in der womöglich der staatliche Schutz entfällt. Dabei hilft es, sich in einem Verband zu organisieren, um Gemeinsamkeit zu demonstrieren und politische Entscheidungen mit zu gestalten, aber auch, um Aus- und Fortbildung anzubieten und zu unterstützen.